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„Digitale Kompetenz ist eine wichtige Schlüsselfähigkeit für jeden Mitarbeiter und jede Führungskraft"

Die Informationstechnologie ist keine Errungenschaft unserer Zeit. Gottfried Wilhelm Leibnitz erfand 1703 (erneut) das binäre Zahlensystem – die Grundlage für die digitale Revolution. 1805 nutzte Joseph-Marie Jacquard Lochkarten als binäres System, um Webstühle zu steuern. Vor rund 70 Jahren wurden die ersten elektronischen, digitalen Rechner entwickelt. Wir haben mit Mag. Heinz Harb, Managing-Partner und Geschäftsführer von LBG Österreich über die Bedeutung der „Digitalen Kompetenz“ an jedem Arbeitsplatz aus dem Blickwinkel des Unternehmens und als Berater gesprochen.

Was macht die „Digitalisierung“ in unserer Zeit so anders, worum geht es eigentlich?

Heinz Harb: Was neu ist, sind die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der digitalen Vernetzung – und damit die digitale Transformation vieler bisher manuell oder in Einzelschritten wahrgenommener Aufgaben. Damit verändert sich unsere Arbeitswelt. Die manuelle Erfassung von Daten weicht der digitalen Datenübernahme und -verarbeitung. Schnittstellen und digitale Brüche werden zu dynamischen, digitalen Verbindungen – daraus ergeben sich unendliche Chancen, aber auch Risken, die es zu beherrschen gilt.

Verlieren wir durch die „Digitalisierung“ unsere Arbeit an Computer, Roboter, …?

Heinz Harb: Ja und nein. Wer mit der „Digitalisierung“ in Wettbewerb treten möchte und meint, er/sie arbeitet manuell oder erfasst Daten oder erstellt Auswertungen schneller und präziser als elektronisch kommunizierende Systeme, oder sich gar darauf verlässt, dass vieles heute noch nicht klaglos gelöst ist und daher auch ungelöst bleiben wird, zählt mit großer Wahrscheinlichkeit zu den Verlierern. Wer rechtzeitig versteht, dass es heute und künftig darauf ankommen wird, digitale Systeme zu gestalten, zu beherrschen und sie als selbstverständlichen Teil unseres Wirtschafts- und Privatlebens einzusetzen, wird gewinnen. Es kommt auf die zügige Entwicklung der persönlichen „Digitalen Kompetenz“ an.

Was verstehen Sie unter „Digitaler Kompetenz“ im Arbeitsumfeld?

Heinz Harb: „Digitale Kompetenz“ hat vielfache Ausprägungen. In erster Linie geht es einmal darum, ein persönliches Interesse dafür zu entwickeln, was „Digitalisierung“ kann und wie sich damit bisher gewohnte Tätigkeiten verändern, erleichtern, optimieren lassen. Ich nenne das die beharrliche Suche im Alltag, eine bisher gewohnte Tätigkeit durch einen digitalen Prozess zu ersetzen – integriert in ein digitales Gesamtsystem. Chancen der Digitalisierung überhaupt erkennen zu wollen, statt viele gute Gründe zu nennen, um die digitale Transformation abzulehnen. Das wäre so, als würden wir unsere persönliche Fähigkeit zur Kommunikation schlicht deshalb nicht jeden Tag weiterentwickeln, weil in der Kommunikation auch vielfältige Risken, falsch verstanden zu werden, liegen oder Kommunikation oft auch sehr mühsam sein kann.

Das heißt, es geht überhaupt erst einmal um das Erkennen der Notwendigkeit einer persönlichen „Digitalen Kompetenz“. Welche weiteren Ausprägungen sind damit verbunden?

Heinz Harb: Wichtig ist, nicht auf Software-Schulungen oder die IT-Abteilung zu warten, sondern Skills zu entwickeln, um zu erkennen, wie ein Software-Tool tickt. Im Grunde ist das – bei vorhandener Bereitschaft – oft einfacher als gedacht. Jedes Software-Tool trägt eine Anwender-Logik in sich. Es lohnt sich, daran zu arbeiten, diese zügig zu erkennen – um mit der Software rasch arbeiten zu können, sie zu „durchschauen“, nicht Bediener des Software-Tools zu sein, sondern kundiger Beherrscher.

Welche Auswirkungen hat die „Digitalisierung“ auf Unternehmen in deren kaufmännischer Organisation und auf die Steuerberatung?

Heinz Harb: Die Auswirkungen sind vielfältig und chancenreich. Riskant ist nur, nichts zu tun und Veränderungen nicht zuzulassen. Wichtig ist vor allem, dass wir uns mehr denn je der kaufmännischen Organisation der von uns beratenen Unternehmen annehmen. Wie ist der Weg der Eingangsrechnungen vom Lieferanten zu unserem Klienten organisiert? Wie werden Kundenfakturen erstellt und auf welchem Weg gelangen diese von unserem Klienten zu seinen Kunden? Wie ist der Zahlungsverkehr und Warenverkehr oder die Erfassung von erbrachten Dienstleistungen organisiert? Wie funktioniert das Mahnwesen – und vieles mehr. Bestehen elektronische Registrierkassen, welche Software-Tools werden eingesetzt? Welche Unternehmensführungsinstrumente gibt es und wie sind sie organisiert und digital eingebunden? Wichtig ist, dass wir mit unseren Leistungen die kaufmännische Organisation und den „Digitalen Workflow“ im Unternehmen mehr denn je unterstützen und Unternehmen dabei helfen, sich optimal zu organisieren. In einem zweiten Schritt klinken wir uns ein und optimieren den „Digitalen Workflow“ zwischen unseren Klienten und uns, um fachkundig Dienstleistungen in der Buchhaltung und Kostenrechnung, dem monatlichen Berichtswesen für Entscheidungsträger, der Erstellung von Jahresabschlüssen, der Führung der Lohn- und Gehaltsverrechnung bis hin zur Unterstützung des Mahnwesens und des Zahlungsverkehrs, der Übernahme von Bankdaten sowie der digitalen Archivierung zu erbringen. Wir müssen Daten mit unserem Fachwissen zu wertvollen, verfügbaren Informationen machen – darauf setzen dann vielfach unsere wirtschaftliche und steuerliche Beratung sowie die aktive Begleitung des Unternehmenserfolges unserer Kunden auf. Darüber hinaus kommt den Fragen des sicheren Datentransfers, der Datendokumentation, dem Datenschutz und der Datensicherheit eine besondere Rolle zu – im Unternehmen und bei uns als Berater und Dienstleister.

Betrifft das die „Jungen“ oder die „Experten“ in der IT-Abteilung im Unternehmen?

Heinz Harb: Genau in dieser Frage liegt die große Gefahr, trotz anderweitig erstklassigen Fachwissens rasch zurück zu bleiben und eines Tages auf der Verliererstraße zu landen! Jeder von uns muss jede Tätigkeit darauf hin prüfen, ob sie statt manuell auch digital erbracht werden kann. Ob zahlreiche manuell oder traditionell im „Excel“ oder „Word“ erstellte Listen nicht zügig durch kluge, systematisch digital erstellte Auswertungen ersetzt werden können – oder auch gänzlich entfallen! Wir müssen ständig danach suchen, wie wir eine mehrfache Erfassung von Daten bei Kunden, Geschäftspartnern oder bei uns im Unternehmen rasch durch einen digitalen Datentransfer ersetzen; wie wir uns durch einen berechtigungsabhängigen, gemeinsamen Datenzugriff organisieren, anstatt Daten analog oder digital individuell zu horten – und damit für andere im Teamwork unzugänglich machen.

Die digitale Transformation ist voll im Gange und geht jeden – unabhängig vom Alter – an. Ein Warten, was die Digitalisierung bringt oder gar ein „Durchtauchen“ ist in unserer modernen Arbeitswelt völlig fehl am Platz.

Brauchen wir „Digitalisierungsbeauftragte“ in Unternehmen?

Heinz Harb: Menschen, die neue Themen in Unternehmen vorantreiben, sind wertvoll. Gleichzeitig liegt in „Beauftragten“ die immense Gefahr, dass sich viele Arbeitnehmer oder auch Führungskräfte zurücklehnen und meinen, damit ist die Digitalisierung erfolgreich zugeordnet. „Digitale Kompetenz“ und deren täglicher Einsatz im Unternehmen ist für jeden Mitarbeiter und für jede Führungskraft heute persönlich genauso wichtig wie Fachkompetenz, Sozialkompetenz oder die Fähigkeit, im Team und mit Kunden erfolgreich zu kommunizieren. Niemand würde auf die Idee kommen, diese höchstpersönlich erforderlichen Kompetenzen zu delegieren.

Heinz Harb ist Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater, Steuerberater. Er ist Managing-Partner und Vorsitzender der Geschäftsführung bei LBG Österreich, einer mit mehr als 500 Mitarbeiter/innen an 30 Standorten führenden Beratungsgesellschaft in Österreich. www.lbg.at. Kontakt: welcome@lbg.at